Der Dachverband der vier regionalen Rübenbauernorganisationen, die Vereinigung der Österreichischen Rübenbauernorganisationen, tagte kürzlich und hielt seine jährliche Generalversammlung ab. Dabei wurde der Vorstand für die nächsten vier Jahr gewählt. Ernst Karpfinger wurde wieder als Präsident bestätigt. Weiters wurden der Vizepräsident Markus Fröch, Obmann des Burgenländischen Rübenbauernbundes, sowie Christian Konrad, Obmann der Steirischen Rübenbauerngenossenschaft, in den Vorstand wiedergewählt. Der bisherige Vizepräsident Franz Weinbergmair stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Ihm folgte Martin Bäck als Obmann der Oberösterreichischen Rübenbauerngenossenschaft.
Karpfinger beleuchtete den europäischen Zuckermarkt, der nach der Abschaffung der Produktionsquoten 2017 in Folge der Überproduktion auf ein historisches Preistief gefallen ist und sich in den letzten Jahren nur sehr langsam erholt hat. Die europäischen Rübenbauern haben mit entsprechender Flächenreduktion danach dafür gesorgt, dass sich am Zuckermarkt wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage eingestellt hat. Dadurch sind die Zucker- und Rübenpreise wieder auf ein angemessenes Niveau angestiegen.
Rübenpreise von über 60 Euro erwartet
„Für die bevorstehende Vermarktungsperiode des Zuckers aus der Rübenernte 2022 werden durch das mit der Agrana vereinbarte Preisableitungssystem für Zuckerrüben aus den Zuckererlösen Rübenpreise prognostiziert, die ein Niveau erreichen werden, das jenes der guten alten Zeiten sogar übersteigen wird“, so Karpfinger. „Das jahrelange Warten auf steigende Preise und das Durchhalten bis heuer, das auch zum Erhalt beider Zuckerfabriken geführt hat, wird mit etwa verdoppelten Rübenpreisen belohnt werden. In der Rübenproduktion zu bleiben, war also mit Sicherheit kein Fehler“, fasst Karpfinger erfreut die gegenwärtige Situation zusammen.
Die höheren Rübenpreise sind vor allem auch deswegen notwendig, weil - bedingt durch die Energiepreissteigerungen - auch Mehrkosten für die Rübenproduktion anfallen, die mit den zu erwartenden Rübenpreisen mehr als abgedeckt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe gegenüber den Konkurrenzkulturen ist daher jetzt wiedergegeben.
Auch für den Anbau 2023 wird die aktuell positive Preisentwicklung aufrecht bleiben. Unterstützt wird diese Situation auch durch das hohe Preisniveau am Weltmarkt. Karpfinger zeigt sich zuversichtlich, dass bei den gegenwärtigen Preisaussichten für 2023 genug Rübenflächen kontrahiert werden und damit die Diskussion um den Standort Leopoldsdorf der Geschichte angehört.
Farm to Fork-Strategie ist herausfordernd
Sorgen bereiten dem Rübenbauernpräsidenten die Auswirkungen der Farm to Fork-Strategie, die eine 50%ige Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln ankündigt. In den letzten Jahren sind bereits etwa 25% der Wirkstoffe in der Zuckerrübenproduktion verloren gegangen, wodurch die sehr pflegeintensive Spezialkultur Zuckerrübe pflanzenbaulich immer mehr unter Druck geraten ist. „Im Sinne der Eigenversorgung Europas mit Grundnahrungsmitteln sollten statt populistischer Ankündigungen fachliche Studien vorgelegt werden, in denen die Auswirkungen für Europa und den Konsumenten dargestellt werden, auf Basis dessen dann die richtigen Entscheidungen zu treffen sind“, fordert Karpfinger abschließend.
Deutschland erwartet unterdurchschnittliche Rübenernte
In Deutschland erwartet die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker 2023 als Folge von Trockenheit und hohen Energiekosten eine unterdurchschnittliche Rübenernte von 25,4 Mio. t nach 29,3 Mio. t im Vorjahr und bei einem dreijährigen Durchschnitt von 27,3 Mio. t.