Nachruf

Die BOKU trauert um Manfried Welan

Ein Artikel von aiz | 27.05.2024 - 14:30
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© Christoph Gruber/BOKU

„In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Altrektor Manfried Welan. Sein Tod hinterlässt eine Lücke in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und bei all jenen, die das Privileg hatten, ihn zu kennen, mit ihm zu arbeiten oder von ihm zu lernen“, heißt es in einer Aussendung der Universität für Bodenkultur Wien.
 
Manfried Welan wurde am 13. Juni 1937 in Wien geboren. Im Anschluss an sein Studium der Rechtswissenschaften begann er nach beruflichen Stationen am Verfassungsgerichtshof und in der wissenschaftlichen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich eine beeindruckende akademische Laufbahn. 1969 wurde er an der Universität für Bodenkultur Wien zum Außerordentlichen Professor und Vorstand des Instituts für Rechtswissenschaften ernannt, 1973 zum Ordentlichen Universitätsprofessor. 1974 bis 1976 war Welan Prorektor der BOKU, von 1977 bis 1981 Rektor und sodann bis 1984 erneut Prorektor. Von 1979 bis 1981 war er Mitglied des Präsidiums des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und erster Präsident der Österreichischen Rektorenkonferenz, der nicht von der Universität Wien kam. In diesen Funktionen begann Manfried Welan ab den ausgehenden 1970er-Jahren mit viel Verve die Bedeutung der BOKU in der heimischen Universitätslandschaft und im Bewusstsein deren Entscheidungsbefugten zu verankern. 1990 wurde er zum dritten Mal zum Rektor der Universität für Bodenkultur Wien gewählt. 1994 bis 2001 bekleidete er das Amt des Vizerektors. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 war er als Ordentlicher Professor tätig.
 
Über seine akademische Karriere hinaus engagierte sich Welan als zutiefst demokratischer Mensch auch politisch. Als einer von Erhard Buseks „Bunten Vögeln“ war er für die ÖVP Abgeordneter zum Wiener Landtag, Gemeinderat und von 1987 bis 1990 Dritter Landtagspräsident im Wiener Landtag sowie von 1986 bis 1987 Stadtrat.
 
Sein größtes Vermächtnis hinterlässt Manfried Welan jedoch als langjähriger Rektor der Universität für Bodenkultur Wien. Er prägte die BOKU nachhaltig und setzte wichtige Impulse für ihre Entwicklung. Sein unermüdlicher Einsatz für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und seine visionäre Führung machten ihn zu einem wegweisenden Rektor. Welan sah die Universität nicht nur als eine Stätte des Wissenserwerbs, sondern die Zeit des Studierens auch als Lebensschule und stellte seine Einführungslehrveranstaltungen für Erstsemestrige unter das Motto „Lernen Sie lesen, lernen Sie studieren, lernen Sie leben!“ Es ging ihm um die individuelle Autonomie des Denkens, alles interessierte ihn. Seine Neugierde zu allen möglichen Themen war ein wesentlicher Charakterzug von ihm.

Manfried Welan war ein höchst origineller Mensch und ein Individualist durch und durch. Obwohl weltanschaulich fest in der ÖVP verankert, setzte er sich nicht selten für Anliegen ein, die traditionellerweise von Protagonisten anderer Parteien vertreten werden. Schon in seinen ersten Jahren an der BOKU war er Vertrauensdozent für ausländische Studierende gewesen. Bemerkenswerterweise hatte er bereits zu jener Zeit auch den Fragestellungen der Umweltforschung und -bildungspolitik einen besonderen Stellenwert zugemessen. Gemeinsam mit Helmuth Gatterbauer und Ruth-Elvira Groiss hatte er sich an der Universität für Bodenkultur Wien bereits in den 1970er-Jahren in Forschung und Lehre dem „grünen Recht“ zugewandt, später wirkte er im Naturschutzbund Österreich ehrenamtlich mit.

  
Die Persönlichkeit Manfried Welans war feinsinnig und facettenreich. Die von ihm geliebte Wissenschaft und sein tief empfundenes Gottvertrauen gerieten nie in einen Widerspruch. Mit seiner freundlichen, weltoffenen, toleranten und empathischen Art wie auch mit seinem humorvollen Wesen erwarb er sich die Sympathie zahlreicher Menschen. Bis zuletzt meisterte er mit wachem Verstand sein Leben. Manfried Welan, der auch zur Geschichte der BOKU publizierte und als deren Rektor die Erforschung ihrer Geschichte förderte, hat sich mit seinem von vielen als außergewöhnlich empfundenen Wirken in die mehr als 150-jährige Geschichte der von ihm geliebten Institution in nachhaltiger Weise eingeschrieben.