Die Produktion von Raps ist in Österreich rückläufig und bleibt auch heuer auf niedrigem Niveau. Das bestätigen die diesjährigen Zahlen der Mehrantragsflächen. „Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, vor allem im Bereich Pflanzenschutz“, betont der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich, Lorenz Mayr.
Zu Beginn der noch laufenden GAP-Periode im Jahr 2014 betrug die Anbaufläche von Raps in Österreich rund 53.000 ha, in Niederösterreich waren es 30.500 ha. Dieses Jahr liegt die Rapsanbaufläche bundesweit bei nur noch rund 28.000 ha, in Niederösterreich bei 15.000 ha. Das zeigen die aktuellen Auswertungen der Mehrfachanträge 2022.
Zulassung von geeigneten Pflanzenschutzmitteln notwendig
„Gründe für die immer geringer werdende Rapsproduktion sind stagnierende Erträge aufgrund klimatischer Herausforderungen wie Hitze oder Trockenheit und der verstärkte Schädlingsbefall bei gleichzeitig immer weniger zur Verfügung stehenden Bekämpfungsmöglichkeiten. Das erschwert den Anbau von Raps und führt bis zu Ernteausfällen. Wir brauchen daher geeignete Instrumente und vor allem Mittel, um das Risiko abzufedern und den Rapsanbau in Österreich überhaupt zu ermöglichen“, so Mayr.
„Wir brauchen Raps, um hochwertige Speiseöle, notwendige Futtermittel und Ausgangsstoffe für nachhaltige Biotreibstoffe herzustellen, außerdem ist Raps eine wichtige Trachtpflanze für unsere Bienen“, unterstreicht der LK-Vizepräsident. Es gehe darum, die Lebensmittelversorgung im Land sicherzustellen. „Dafür braucht es auch die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, die es möglich machen, angebaute Kulturen bis zur Ernte zu bringen. Andernfalls dreht sich diese Spirale immer weiter nach unten und die Rapsproduktion nimmt noch weiter ab“, gibt Mayr zu bedenken.
Hinzu kämen die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. „Die Ukraine ist ein wichtiges Exportland für Raps und insbesondere für Rapsöl. Der Anteil der Rapsimporte aus der Ukraine in die EU liegt bei 50%. Daher ist es umso wichtiger, die heimische und EU-weite Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu stärken. Dies kann nur durch die Forcierung einer nachhaltigen und effizienten Land- und Forstwirtschaft in Österreich und in der EU erfolgen“, stellt Mayr fest.
Green Deal prüfen und neu bewerten
Weiters sei es dringend notwendig, einige Punkte im derzeit vorliegenden Vorschlag zum Green Deal zu prüfen und neu zu bewerten - dazu gehöre jedenfalls die vorgesehene Reduktion von Pflanzenschutzmitteln um 50% bis 2030, obwohl in Österreich seit 2011 bei chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bereits 22% eingespart wurden. Der aktuelle Vorschlag sei eine wesentliche Bedrohung für die Produktionssicherheit in Europa und bringe Importabhängigkeiten mit all seinen Risiken“, warnt der Vizepräsident.
„Hohe Sorgsamkeit beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist natürlich das Gebot der Stunde und wird - auch dank der Digitalisierung - weiter fortgesetzt. Ebenso garantieren die hohen Zulassungsstandards in der EU die Sicherheit der eingesetzten Präparate. Eine alternativlose Verringerung verfügbarerer Pflanzenschutzmittel hätte gerade auch aufgrund des Klimawandels und des dadurch vermehrten Auftretens neuer Schädlinge enorm negative Auswirkungen auf die heimische Versorgungssicherung. Die Flächenverluste bei Raps sind ein signifikantes Beispiel dafür. Um die Ölsaatenproduktion im Inland beziehungsweise in der EU und damit die Eigenversorgung zu erhöhen, ist es notwendig, die für die Produktion erforderlichen Betriebsmittel zuzulassen. Reden wir vom Raps, geht es um die entsprechenden Beizmittel“, stellt Mayr klar.