Die Firma Bayer verfolgt mit seinem 2021 gestarteten, globalen Dekarbonisierungsprogramm (Carbon Initiative) das Ziel, den Ausstoß von CO2 in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette dauerhaft zu reduzieren und zu kompensieren. „Die Landwirtschaft ist auch ein Teil des Problems. Sie trägt zu ca.13 % aller EU-Emissionen bei und muss daher auch Teil der Lösung sein“, verdeutlicht Karl Neubauer, Leiter der Crop Science Division bei Bayer Austria.
In Österreich wurden bereits erste Schritt des Programms umgesetzt. Bayer Austria hat etwa das Marktforschungsunternehmen keyQuest mit einer Studie beauftragt, um mehr über das aktuelle Wissen und Bewusstsein der heimischen Landwirte zu CO2 in der Landwirtschaft zu erfahren. Die Ergebnisse sollen helfen, den Status quo zu erheben und die Akzeptanz von Maßnahmen einzuordnen.
Studie: 31 % Klima-Vorbilder, 25 % Klima-Verweigerer
Österreichs Landwirte sind keine Klimaleugner. 96 % sehen den Klimawandel als gegeben und 88 % stimmen der Aussage zu, dass er vom Menschen gemacht ist. Die meisten (90 %) empfinden sich als Leidtragende dieser Entwicklung. 60 % setzen bereits bewusst Maßnahmen zur Reduktion von CO2 um. Jedoch betreffen diese oft nicht das Kerngeschäft „Landwirtschaft“, sondern etwa Photovoltaik-Anlagen oder Heizung mit Biomasse. Eine Maßnahme, die dem landwirtschaftlichen Kerngeschäft zuzuordnen ist, die pfluglose Bodenbearbeitung, folgt erst auf Platz 3.
Die heimischen Landwirte lassen sich grob in vier Kategorien einteilen: Die Klima-Vorbilder liegen mit 31% an der Spitze, 29% sind Klima-Pragmatiker, 15% Klima-Nachzügler und immerhin 25% können als Klima-Verweigerer angesehen werden. Das ist jene Gruppe, die noch keine Maßnahmen umgesetzt hat und auch nicht plant, dies zu tun.
„Die österreichischen Landwirte zeigen sich in hohem Maße bereit, konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen“, sagt Studienautor Johannes Mayr von keyQuest. So können sich 91% vorstellen, „sicher“ oder „wahrscheinlich“ einen gezielten Humusaufbau mittels Fruchtfolge zu betreiben. 88% wollen die Bodenbearbeitung reduzieren oder minimieren und ein gleich hoher Anteil würde Zwischenfrüchte anbauen. Mineraldünger gezielt bzw. reduziert einzusetzen, können sich ähnlich hohe 87% „sicher“ oder „wahrscheinlich“ vorstellen. Interessanterweise hält sich die Motivation, zukünftig Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu setzen, mit nur 46 % in Grenzen, wenn man die Frage ungestützt stellt. „Das ist ein Hinweis darauf, dass das Detailwissen um klimaschonende Maßnahmen im Ackerbau bei den österreichischen Landwirten noch ausbaufähig ist. Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie bereits Maßnahmen zum Klimaschutz umsetzen“, analysiert Mayr. Information und Weiterbildung scheint daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor zu sein.
Die Bereitschaft, in klimaschützende Maßnahmen zu investierten, ist unterschiedlich ausgeprägt. Generell gilt: Je jünger, je größer der Betrieb und je höher die Bildung ist, desto mehr Maßnahmen werden gesetzt. Welche Maßnahmen wären besonders akzeptiert? 90% antworten, dass sie finanzielle Förderungen als „sehr sinnvoll“ oder „eher sinnvoll“ erachten. Und 86% wollen mehr Informationen über die Auswirkungen einer klimaschonenden Bewirtschaftung auf Kosten und Ertrag.
Information und Datenlage verbessern
Die Studie zeigt auf, wo Handlungsbedarf besteht, und gibt Hinweise, welche Lösungsansätze sinnvoll sein könnten und auch angenommen würden. Bayer setzt sich dafür ein, dass Landwirten finanzielle Anreize für die Umsetzung CO2-sparender Maßnahmen geboten werden. Das Unternehmen leistet im Rahmen der Carbon Initiative selbst einen Beitrag auf mehreren Ebenen: Einerseits engagiert sich Bayer intensiv in der Information und Weiterbildung von Landwirten, sei es über Vorträge, Berater-Tage, Info-Videos, Fachbeiträge oder Newsletter. In diesen Formaten wird das Thema Klimaschutz in Zukunft noch stärker aufgegriffen werden.
Andererseits fehlt es aber ebenso an fundierten Daten, welche Maßnahmen sich wie genau auf die CO2-Reduktion auswirken und wie diese gemessen und letztendlich auch honoriert werden kann. Dazu entwickelt Bayer auf internationaler Ebene ein digitales System, mit dem landwirtschaftliche Betriebe ihre Vergütungsansprüche anhand exakter und verifizierter Daten künftig geltend machen könnten. Diese neue Überwachungs-, Berichts- und Verifizierungslösung (MRV) wird datenschutzkonform, zuverlässig und benutzerfreundlich sein.
Carbon-Farming-Feldversuch
Für die Verbesserung der Datenlage hat Bayer Austria mit einem Landwirt aus Niederösterreich einen Carbon-Farming-Feldversuch gestartet. Ähnliche Projekte laufen auf 27 weiteren Farmen in Europa. In der ersten Phase des Projekts wurden Referenzmessungen vorgenommen, um festzustellen, wie viel CO2-Äquivalente noch vor Implementierung diverser Maßnahmen freigesetzt werden. Nach nicht ganz einem Jahr ist diese Phase nun abgeschlossen. „Wir haben schon jetzt sehr wertvolle Erkenntnisse gewonnen, etwa, dass auf den Versuchsfeldern der Einsatz von Düngemitteln für 43 % der Emissionen verantwortlich und damit der weitaus größte Verursacher von CO2 im Ackerbau ist. In Phase 2 werden wir nun entsprechende Maßnahmen, wie z.B. teilflächenspezifische Düngung oder den Anbau von Zwischenfrüchten umsetzen und deren Auswirkungen beobachten“, analysiert Karl Neubauer. Derzeit emittiert der Versuchsbetrieb durchschnittlich 1,35 t CO2 eq/ha.
Innovative Technologien für den Klimaschutz
Die Palette an CO2-schonenden Maßnahmen ist breit. Mit Hilfe innovativer Technologien kann der CO2-intensive Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmittel optimiert werden. Dazu testet Bayer in Österreich gerade eine sogenannte MagicTrap. Derartige Gelbfangschalen erfassen etwa auf Rapsfeldern Schädlinge vollautomatisch mit einer hochauflösenden Kamera und analysieren, wann und wo am Feld Schädlinge in welcher Stärke auftreten. Das System ermöglicht es in der Folge, spezifische Pflanzenschutzmittel zum optimalen Zeitpunkt gezielt nur dort auszubringen, wo die Schädlinge auftreten. Die digitale Gelbschale wird voraussichtlich nächstes Jahr am österreichischen Markt verfügbar sein.
Andere Faktoren bei der CO2 -Optimierung können weite Fruchtfolgen, geeignete Zwischenfrüchte, Untersaaten, reduzierte Bodenbearbeitung (Mulch- und Direktsaat), ein vereinfachter Nachweis von Bodenkohlenstoff und digitale Tools und Modellierung sein. Eine Reduktion der emittierten Treibhausgase von rund 30% auf den Ertrag bezogen könnte dadurch erreicht werden.